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Ein Hirte erzählt

Autorenbild: Monika HofmannMonika Hofmann

Die Nacht, die alles veränderte


Ich habe mir in letzter Zeit öfter vorgestellt, wie diese besondere Nacht gewesen sein könnte. Die Nacht, in der der Himmel plötzlich aufleuchtete und ein Engel den Hirten die größte Nachricht aller Zeiten verkündete – die Geburt von Jesus, dem Retter der Welt.

Stell dir vor, du bist einer dieser Hirten. Ein einfacher Mensch, mitten in der Stille der Nacht, umgeben von Schafen, vielleicht müde und in Gedanken versunken. Plötzlich reißt ein Lichtstrahl die Dunkelheit auf, und eine himmlische Stimme verkündet etwas, das dein Leben für immer verändern wird.

In dieser Geschichte möchte ich dich mitnehmen zu den Feldern vor Bethlehem, wo ein Hirte ohne Namen Zeuge dieses heiligen Moments wurde. Ein Moment, der uns auch heute noch Hoffnung und Freude schenkt.



Josef, Maria, Jesuskind, 3 Heilige im Stall bei Geburt Jesus
Maria, Josef und Jesuskind im Stall von Bethlehem

Die Nacht begann wie jede andere. Wir saßen auf den Hügeln von Bethlehem, die Dunkelheit umgab uns, und das Feuer knisterte leise. Der kalte Wind zog durch meine Kleidung, und ich zog den Mantel enger um mich. Um uns herum blökten die Schafe, unruhig wie immer. Es war meine Aufgabe, über sie zu wachen – ein einfacher Hirte, niemand Besonderes. Aber in jener Nacht sollte alles anders werden.

Ich erinnere mich, dass Jakob, der Älteste unter uns, wie immer schweigend ins Feuer starrte. Er war ein Mann weniger Worte, aber in seinen Augen lag eine Tiefe, die ich nicht immer verstand. Plötzlich fragte ich, mehr zu mir selbst als zu den anderen: „Glaubt ihr, Gott sieht uns überhaupt? Uns, einfache Hirten?“

Jakob hob den Blick und sah mich lange an. „Er sieht uns“, sagte er schließlich. „Aber manchmal frage ich mich, wann er handeln wird. Wann kommt der Messias?“

Seine Worte hingen schwer in der kalten Luft. Der Messias. Wir alle warteten auf ihn, wie es unsere Väter und deren Väter vor uns getan hatten. Aber mit jedem Jahr, das verging, schien die Hoffnung schwächer zu werden – bis zu dieser Nacht.

Plötzlich war da ein Licht. Es war so hell, dass es die Dunkelheit zerriss wie ein Blitz, doch es blieb bestehen. Ich hob die Hände vor mein Gesicht, um meine Augen zu schützen, aber ich konnte das Strahlen trotzdem spüren. Es war anders als das Licht der Sonne oder des Feuers – es war rein, lebendig. Und dann sah ich ihn: einen Engel, mitten im Licht, so mächtig und herrlich, dass mir der Atem stockte.

Furcht durchfuhr mich. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, und ich fiel auf die Knie, unfähig, etwas zu tun oder zu sagen. Aber dann sprach der Engel, und seine Worte waren wie warmer Balsam für meine Seele: „Fürchtet euch nicht!“

Seine Stimme war klar und kraftvoll, aber auch freundlich. Es war, als würde sie jede Angst in meinem Herzen wegwaschen. „Ich bringe euch eine gute Nachricht, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllen wird.“ Eine gute Nachricht? Für uns? Die Worte drangen langsam zu mir durch.

„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren worden; er ist Christus, der Herr. Das ist das Zeichen für euch: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt.“

Der Retter? Der Messias? Mein Kopf schwirrte. Es war kaum zu fassen. Und doch – tief in meinem Herzen wusste ich, dass es wahr war. Gott hatte uns, einfache Hirten, erwählt, um dies zu erfahren. Warum? Das wusste ich nicht, aber ich fühlte mich plötzlich wichtig, gesehen.

Und dann geschah etwas, das mich noch mehr überwältigte. Der Himmel füllte sich mit Engeln, unzählbar viele. Sie sangen mit Stimmen, die die Nacht erfüllten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“ Es war, als ob der Himmel selbst sich auf die Erde neigte, als ob wir einen Blick in Gottes Herrlichkeit werfen durften.

Und dann war es vorbei. Die Engel verschwanden, und die Dunkelheit kehrte zurück. Doch sie fühlte sich nicht mehr so dunkel an. Jakob war der Erste, der sprach. „Wir müssen gehen“, sagte er, seine Stimme zitterte. „Wir müssen das Kind sehen.“

Ich warf einen Blick auf die Schafe, die wir zurückließen, aber mein Herz drängte mich vorwärts. Wir eilten nach Bethlehem, durch die engen Gassen der Stadt, suchten nach dem Zeichen, das uns der Engel gegeben hatte. Und dann fanden wir ihn.

Es war ein einfacher Stall, nichts Besonderes. Aber als ich eintrat, spürte ich eine Heiligkeit, die ich nicht in Worte fassen kann. Dort lag das Kind, wie der Engel gesagt hatte – in Windeln gewickelt, in einer Krippe. Neben ihm saßen eine junge Frau und ein Mann. Sie sahen uns an, und in ihren Augen lag etwas, das mich tief berührte – eine Freude, ein Frieden, der über alles hinausging, was ich kannte.

Ich kniete nieder, unfähig, ein Wort zu sagen. Die anderen taten es mir gleich. Schließlich sprach Jakob leise: „Wir sind gekommen, weil Engel uns von diesem Kind erzählt haben. Sie sagten, er sei der Retter, Christus, der Herr.“

Die junge Frau – Maria, wie ich später erfuhr – lächelte und nickte. Ich sah, wie sie unsere Worte in sich aufnahm, als ob sie sie tief in ihrem Herzen bewahrte.

Wir blieben nicht lange. Es war, als ob wir verstanden, dass wir diese Botschaft weitergeben mussten. Auf dem Rückweg erzählten wir jedem, den wir trafen, von dem, was wir gesehen und gehört hatten. „Der Messias ist geboren!“, rief ich immer wieder, meine Stimme voller Freude. „In Bethlehem, in einer Krippe – so wie es uns gesagt wurde!“

Die Menschen hörten uns zu, einige staunten, andere lächelten, manche schüttelten den Kopf. Aber das war mir egal. Ich wusste, dass mein Leben sich für immer verändert hatte. Ich war kein einfacher Hirte mehr. Ich war ein Zeuge der Herrlichkeit Gottes, ein Botschafter seiner größten Nachricht.

Als ich später wieder bei meinen Schafen war, blickte ich in den Sternenhimmel und dachte an alles, was geschehen war. Gott hatte uns, die Geringen, erwählt, um sein Licht zuerst zu sehen. Und ich wusste, dass nichts mehr dasselbe sein würde. Der Retter war gekommen, und mit ihm Frieden und Freude für die ganze Welt.

 
 
 

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